Stellplatz-Begegnungen

Ich steh hier in Castello auf einem freien Stellplatz. Also eigentlich ist es ein Parkplatz, riesengroß, den die Camper übernommen haben. Ein Wohnmobil-Schlachtschiff-Hafen sondergleichen.

Ganz versteh ich nicht, warum die auf einem Parkplatz campieren, wo sie Wohnmobile um gute 100.000€ fahren.

Bald darauf werde ich aufgeklärt – die Campingplätze sind da nämlich alle VOLL. Bummvoll. Nicht nur die Deutschen, Holländer und Franzosen tummeln sich hier, auch von den Spaniern hat gefühlt jeder 2. ein Wohnmobil. Hier ist also das ganze Jahr Hauptsaison und wenn du nicht mindestens ein Jahr in Voraus reservierst, kriegst du keinen Platz auf einem Campingplatz. Da die ganzen Camper dann überall einfach so geparkt haben, wurden Wohnmobil-Stellplätze geschaffen, wo die jetzt alle legal wildcampen dürfen. Zwischen Strand und Flugfeld. Die Rentner lieben es hier. Wie mir eine wunderbare alte Dame ausschweifend erklärt.

Ich lerne sie beim Wasserholen kennen. Wir verstehen uns auf Anhieb und laufen das Stück gemeinsam. Und schon hab ich eine Freundin gefunden. Die nächsten Tage verbringen wir viel Zeit gemeinsam. Sie ist wunderbar. Über 80, genau hat sie es mir nicht verraten. Ihr Mann, 83, hatte kürzlich einen Roller-Unfall und da dachte sie schon, es sei zu Ende. Doch er ist zäh, man merkt ihm kaum was an und er stellt mich seinen Freunden glatt als sein neues wife vor. Ich muss lachen über seine Unverschämtheit und freu mich, hier von einem Kreis von Campern so herzlich aufgenommen zu werden.

Über 80 sind die beiden und sie beeindrucken mich sehr. Wie sie das gemacht haben, frage ich sie, dass sie immer noch so fit und agil sind.

Ja ach, sagen sie mir, das kommt davon, wenn man offen und neugierig ist. Und davon, dass wir schon seit eh und je mindestens 7 Monate im Jahr reisen. Ihr Sohn lebt in Australien und ist grade in Indonesien irgendwo auf dem Boot.

Während sie mir das erzählen, kommen zwei junge Spanier vorbei, die ihr Geld über Youtube verdienen (ihre Worte) und es beginnt eine lustige Unterhaltung in mindestens 3 Sprachen, weil keiner von uns irgendeine gut genug könnte, als dass der andere dann alles verstehen würde.

Dieser Moment berührt mein Herz besonders.

Wenn ich zurückdenke, an den bescheuerten Sprachen-Unterricht in der Schule, wo du dir gar nichts sagen traust, weil es sowieso nur falsch sein kann und du dann wieder mit strengem Blick tadelnd korrigiert wirst, weil du es immer noch nicht raffst.

Hier wird voller Freude auf Englisch und Spanish mit Händen und Füßen, wild gestikulierend und lautstarkt (sind ja Spanien dabei) kommuniziert und wir verstehen uns blendend. Es ist so herzerwärmend schön mitanzusehen, wie Menschen miteinander in Verbindung gehen, wenn da nur ein Funken Neugier und Mut für den anderen da sind. Und wie aus diesem ersten Kontakt Freundschaft wird.

Ich bleib viel länger hier, als ich ursprünglich vorhatte. Dabei verlieb ich mich in das Städtchen und die Umgebung und freu mich, dass ich meiner Intuition gefolgt bin und auf der Autobahn einfach die Ausfahrt genommen habe, weil sich der Ort gut angehört hat. Castelló. Klingt doch edel, oder?

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