Aufbruch | Selbstsabotage

Tag der Beobachtung. Mich selber, indem ich Freude wahrnehme. Tatendrang. Ich möchte in der Früh weiterziehen. Die Geborgenheit des Campingplatzes nährt mich nicht mehr. Stattdessen Abenteuergeist. Ja, lass uns machen!

Und geh noch schnell Wäschewaschen.

Währenddessen kommt so der Gedanke hoch: Das ist aber ganz schön viel Wäsche. Wo wirst du die trocknen???

Hm.

Struggle mit mir selbst am Campingplatz, die Wäsche ist schon naß. Ich häng sie um 11 Uhr auf, um 12 muss ich draußen sein, wenn ich nicht noch einen Tag bezahlen will.

Optimistisch kann ich. Die Wäsche trocknet sicher in einer Stunde. Es ist warm, es geht ein bisschen Wind. Wird schon.

Naja, schlussendlich muss ich feststellen, dass mir da wohl ein Muster reingecrasht ist. Wie sonst kommt man auf die Idee, 5 vor 12 Wäsche zu waschen, obwohl man eigentlich weiterziehen möchte?

Da hab ich mir ein Ei gelegt und frustriert lauf ich zur Rezeption, um einen weiteren Tag zu buchen.

Der klare Vorteil: Ich hab noch einen weiteren Tag Strom. Der ist wichtig, damit ich meinen Haarfön in der Früh als Heizung verwenden kann.

Die Standheizung ist immer noch tot. Meine Nasenspitze in der Früh saukalt. Da bin ich um Strom für den Fön superdankbar. #realvanlife

Also verwende ich den Tag, um zu arbeiten und ausgiebig spazieren zu gehen. Überhaupt schauen meine Tage grade ziemlich gleich aus.

Aufstehen, ans Meer, arbeiten, essen, arbeiten, spazierengehen, arbeiten, essen, ans Meer, arbeiten. Um Mitternacht ist deadline. Die hab ich mir selbst gessetzt, sonst schlaf ich in der Früh so lange und dann ist der halbe Tag futsch.

Die Stimmung in mir ist heute sehr nachdenklich. Zum einen, weil mich im Unbewussten da grade was steuert, was mir eigentlich so gar nicht daugt. Wenn ich hinspüre, dann gibt’s da Teile in mir, die sich nach Sicherheit sehnen. Die bleiben wollen, sobald es wo „bekannt“ ist. Das ist schon die ganzen 14 Tage sehr spannend zu beobachten.

Zum anderen beobachte ich heute einige Menschen.

Zwei Männer gehen spazieren. Einige Stunden heute treff ich sie an verschiedenen Stellen am Strand und im Wald.

Zwischen ihnen fühlbar Liebe. Doch es menschelt grade sehr. Der eine möchte die Verbindung intensiveren, der andere ist abweisend. Erkennbar an ihrer Körpersprache. Mir bricht es fast das Herz beim Zuschauen. Warum müssen wir immer alles so kompliziert machen?

Der eine offen, aufgerichtet, präsent und einladend. Der andere geht einfach vorbei. Bekommt es in seinem Drama gar nicht mit.

In dem Moment wünschte ich, wir könnten uns doch alle aufrichtig und präsent begegnen. Auch wenn es grade wild ist im Innen.

Es macht mich traurig. Und im selben Moment fühl ich, warum ich meine Arbeit mache. Das es menschelt bei Menschen ist klar. Aber die Bereitschaft, anderen offen und ehrlich auch im Struggle zu begegnen, das schafft innerwork sehr gut.

Ich weiß noch, welche Offenbarung es für mich war, als ich feststellte, dass sämtliche Gefühle in mir auch parallele dasein können. Ich muss nicht „nur“ sauer sein, wenn ich sauer bin. Da gibt’s auch andere Anteile in mir, so kann gleichzeitig auch Liebe da sein, oder Schmerz, oder Not, oder Freude. Oder alles auf einmal.

Ein Teil – ein Gefühl –  ist halt vielleicht präsenter, aber das hindert uns nicht daran, dem Gegenüber zur Verfügung zu stellen, was in dir grade los ist.

Auf gut deutsch: Durchs Reden kommen d´Leut zsam. Wir dürfen uns schon mitteilen mit dem was in uns los ist. Dem anderen sagen, was er in uns auslöst und was das mit dir macht.

Dich verletzt etwas? Sag es!

Du brauchst eine Umarmung? Bitte darum!

Das heißt aber nicht, dass wir dem anderen dann die Schuld geben können. Für das was jemand in dir auslöst, bist nur du verantwortlich und sonst niemand. Das ist wichtig. Eigenverantwortung. Lerne mit dem Schmerz umzugehen. Denn in Wahrheit löst ja meistens dann jemand Schmerz in uns aus, wenn wir an uns selber zweifeln. Wenn wir uns nicht gut genug fühlen. Wenn wir uns selber nicht mögen. Dafür ist aber nicht der andere verantwortlich. Er hat das Gefühl lediglih lebendig gemacht. Es war schon vorher in dir. Also ist es dein Bier. Arbeite an deinen Selbstzweifeln. An dem, dass du dich minderwertig fühlst. An deiner Selbstliebe!

Das ist wichtig. Grade in zwischenmenschlichen Beziehungen kommt die Eigenverantwortung so oft zu kurz, dabei ist das die wichtigste Komponente, damit Beziehung überhaupt funktionieren kann. Und damit meine ich jede Form von zwischenmenschlichem Zusammenkommen.

Außerdem beobachte ich die Camper.

Das ist schon ein eigenes Volk. Der riesige Porsche vorm Dauerstellplatz, auf dem ein zweiachsiger Luxuswohnwagen steht. Natürlich mit Vorzelt, und vorm Vorzelt noch ein Sonnendach. Der ganze Stellplatz mit Plane ausgelegt, welche auch regelmäßg, ungefähr 15 mal am Tag gekehrt wird. Das Frauchen wischt brav das Vorzelt ab, das Herrchen putzt mit einem Minischwämmchen den Wohnwagen. Alles blitzeblank sauber. Die könnten mein Auto putzen, da würde man danach wenigstens einen Unterschied sehen, denk ich mir.

Ob sie wohl glücklich sind, frag ich mich. Sinniere so vor mich hin und entdecke in mir Neid. Überrascht spür ich hin. Ja auf was bin ich denn bitte neidig? Und merke, von außen schaut immer alles besser aus.

In meiner Vorstellung sind die reich. Sie kennen keine Geldsorgen, sind seit 50 Jahren glücklich verheiratet und lieben beide das Leben und campen.

Außerdem haben sie immer nohc grandiosen Sex und bringen das Wohnmobil regelmäßig zum Wackeln, sodass alle rundherum neidisch seufzen.

Ok, wenn mein Blick weiterschweift, seh ich diese romantisierte Energie auf keinem einzigen Stellplatz. Jeder hat so seine Themen mitgebracht und obwohl die meisten zu zweit da sind, kann ich kaum wo Liebe und Wohlwollen wahrnehmen.

Wann haben wir uns so voneinander entfernt? Auch diese Menschen würd ich am liebsten zusammenfassen und sie mal eine Stunde gegenseitig in die Augen schauen lassen. Das bringt superviel hoch. Da kann man sich nicht verstecken. Ich lieb diese Übung.

Fazit des Tages: Es ist nicht alles Gold was glänzt. Und ich darf noch viel achtsamer mit mir selbst sein, um die sicherheitsbedürftigen Muster in mir gut an der Hand zu halten, damit sie nicht wieder blindlings ihr Unwesen treiben.

Alles in allem, ein ruhiger, schöner, erkenntnisreicher Tag.

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